Bei jeder neuen Technologie gibt es Bedenken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Menschen und bestehende Unternehmen sowie hinsichtlich des Potenzials für Missbrauch und der falschen Anwendung. Dies führt letztendlich dazu, dass die Regulierungsbehörden neue Regeln und möglicherweise sogar neue Regulierungsgremien und -rahmen schaffen. Die aktuellste neu aufkommende Technologie mit scheinbar unbegrenztem Potenzial ist die KI, weshalb Governance und Regulierung erneut im Mittelpunkt der Diskussion stehen. Nur verläuft die Diskussion dieses Mal etwas anders.
Mit all dem positiven Potenzial von KI geht eine andere Art von Risiko einher, als wir es bei früheren Unternehmenstechnologien wie Computern, Cloud und BYOD gesehen haben. Bei der Cloud ging es vor allem um Datenschutz und Sicherheit. Mit der KI können wir letztlich Lösungen entwickeln, die Aufgaben ausführen, für die normalerweise menschliches kognitives Denken erforderlich ist, und zwar auf Augenhöhe mit menschlichen Fachleuten. Dies wirft bei den Regulierungsbehörden und der Gesellschaft im Allgemeinen eine Reihe neuer Bedenken auf. Wie gehen wir mit KI im Gesundheitswesen um, wenn der KI-Assistent den Todesfall innerhalb von 12 Monaten vorhersagt? Wie geht die Gesellschaft mit autonom fahrenden Fahrzeugen um, wenn die Sicherheitsbilanz die des Menschen übertrifft? Werden wirklich so viele neue Arbeitsplätze entstehen, wie die KI andere Arbeitsplätze verdrängt?
Aus diesem Grund muss die KI-Governance die wichtigste Priorität der Unternehmen sein – vor allem, wenn sie das volle Potenzial der KI in ihrem Unternehmen ausschöpfen wollen. Denn obwohl viele Unternehmen dies erkannt haben, haben sie offensichtlich noch einen weiten Weg vor sich.
Der jüngste Forschungsbericht von Juniper Networks mit 700 führenden KI-/ML-Unternehmen zeigt, dass der Einsatz von KI zwar zunimmt, doch während beeindruckende 63 % der Befragten sagten, dass sie ihre geplanten KI-Einführungsziele bereits weitestgehend erreicht haben, gaben nur 9 % der Unternehmen an, dass sie ihre KI-Governance als „ausgereift“ bezeichnen würden.
Das ist eine beunruhigende Lücke, die die Einführung von KI in einem Unternehmen und die Entwicklungspläne eines Anbieters verlangsamen könnte.
Angesichts des derzeitigen Innovationstempos im Bereich der KI und der zunehmenden Dynamik der KI-Regulierung und -Gesetzgebung weltweit sind ein umfassender Governance-Rahmen und das Engagement für den Aufbau und die Einführung von KI auf die richtige Art und Weise unerlässlich, um sicherzustellen, dass die rasante Ausbreitung der KI keine Probleme mit sich bringt.
Eine Investition in die Zukunft der KI
Die Schaffung neuer Regularien, die Einrichtung neuer Gesetzesrahmen oder die Nutzung bestehender Regelwerke (z. B. UL, FDA, CE usw.) für völlig neue Technologien erfordert Zeit, Personal und Kapital. Doch wenn es jemals eine Technologie gab, die eine Investition wert war, dann ist es die KI. Unabhängig davon, was Unternehmen heute für den Aufbau robuster KI-Governance-Strukturen ausgeben, werden diese Investitionen im Vergleich zu den daraus resultierenden Vorteilen trivial sein.
In unserer Studie gaben mehr als zwei Drittel der Befragten an, dass sie davon ausgehen, dass ihre Einsparungen durch den Einsatz von KI in das Wachstum des Unternehmens investiert werden. Wenn man bedenkt, dass McKinsey gleichzeitig feststellte, dass 79 % der Unternehmen aufgrund von KI eine Kostensenkung von mehr als 10 % verzeichneten, bedeutet dies, dass viel freies Kapital für das Unternehmenswachstum zur Verfügung stehen wird.
Der Gesetzgebung einen Schritt voraus bleiben
Fast die Hälfte der KI-Wegbereiter in unserem Bericht nannte die Einhaltung von Vorschriften aufgrund mangelnder Aufsicht als ihr größtes KI-Risiko. Ganze 95 % unserer Umfrageteilnehmer sind der Meinung, dass Unternehmen KI-Governance benötigen, um nicht nur die negativen Auswirkungen von KI zu minimieren, sondern auch, um der staatlichen Regulierung einen Schritt voraus zu bleiben.
In Europa ist die Europäische Union (EU) dabei, ihre KI-Regulierung zu beschleunigen und mit der DSGVO einige der allerersten KI-Gesetze in Kraft zu setzen. Der Entwurf der EU-KI-Verordnung, über den wahrscheinlich 2023 abgestimmt wird, kategorisiert KI-Anwendungen nach ihrem Risiko und wendet dann je nach Kategorie strenge Compliance-Standards an. Und das gilt nicht nur für europäische Unternehmen. Die Vorschriften gelten für alle Unternehmen, die in der EU tätig sind. In den USA wird die Regulierung von KI unter der Biden-Administration ebenfalls vorangetrieben. Regierungsbehörden wie die FDA und die Federal Trade Commission beginnen mit der Ausarbeitung von Vorschriften zu KI-Diskriminierung, Betrug und zugehörigem Datenmissbrauch, und das Büro für Wissenschafts- und Technologiepolitik des Weißen Hauses beginnt mit der Ausarbeitung einer KI-Rechtsverordnung.
Mitarbeitende befähigen, erfolgreich zu sein (und sie zu binden)
Bei der KI-Governance geht es nicht nur um Sicherheit und Compliance. Sie stellt auch sicher, dass Unternehmen die Technologie effektiv nutzen.
Einer der klaren Vorteile einer erfolgreichen KI-Strategie besteht darin, dass Mitarbeitende von nicht-strategischen Aufgaben entlastet werden, sodass sie sich mehr auf die Arbeit konzentrieren können, die wirklich etwas bewirkt – und auf die Arbeit, für die sie wahrscheinlich ursprünglich zu dem Unternehmen gekommen sind. Bei einem kürzlichen Besuch bei einem Kunden aus dem Hochschulbereich merkte der IT-Manager an, dass er seine gesamte Zeit mit der Suche nach Fehlern und der Aktualisierung von Netzwerkgeräten verbringt. Als er um weitere Mitarbeitende bat, damit er sich auf die Verbesserung des mobilen Netzwerks für die Studierenden konzentrieren konnte, wurde ihm gesagt, dass dies keine Option sei, was ihn dazu veranlasste, KI/ML für das Netzwerkmanagement einzusetzen. Fast alle von uns befragten Unternehmen (97 %) gaben an, dass die Mitarbeiterzufriedenheit seit der Implementierung von KI zur Übernahme einiger betrieblicher Aufgaben gestiegen ist. Auf dem heutigen umkämpften Arbeitsmarkt und angesichts der Tatsache, dass die Great Resignation keine Anzeichen einer Verlangsamung zeigt, ist es entscheidend, die besten Mitarbeitenden nicht zu verlieren.
Und ja, dabei können IT und KI eine wichtige Rolle spielen.
Governance ist kein Allheilmittel, das automatisch die volle Leistung von KI im Unternehmen freisetzt, aber es ist ein wesentlicher Bestandteil, um Hindernisse auf dem Weg zum KI-Erfolg zu vermeiden. IT-Teams haben die Möglichkeit, in ihren Unternehmen noch strategischer zu wirken, indem sie diese Entwicklung anführen. Mit der zunehmenden Vertrautheit unserer Geschäftspartner mit KI-Governance- und Risikominderungsstrategien werden sie zweifellos ihre Vorbehalte gegenüber der Technologie ablegen und den Wert der KI weiter erschließen, an dessen Oberfläche die meisten Unternehmen bisher nur gekratzt haben.