Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein für das Datencentergeschäft von Juniper Networks. Die nun abgeschlossene Übernahme von Apstra ist ein wichtiger Schritt zur Bereitstellung eines erfahrungsbasierten Portfolios für Datencenterbetreiber in allen Segmenten – Unternehmen, Service Provider und Cloud Provider. Eine solche Bekanntmachung klingt immer ein wenig nach Neustart; in Wahrheit verfolgen wir hiermit jedoch dasselbe Ziel wie schon seit mehreren Jahren: die nachhaltige Verbesserung der Datencenterlandschaft.
Vom Netzwerk zum Netzwerken
Strategien lassen sich auf unterschiedlichste Art definieren. Mancherorts dienen Technologien als Definition (z. B. cloudnativ, DevOps, softwaredefiniert) – Branchenschlagwörter, die das Element der Änderung beinhalten, aber nicht ganz den Punkt treffen. Andernorts wird der Fokus auf weiter gefasste strategische Impulse wie Nutzungsmodelle, „Software regiert die Welt“, Demokratisierung usw. gelegt. Diese sind zwar recht geistreich, für eine vollständige Definition der eigentlichen Geschehnisse aber unzureichend. Die große Änderung im Zusammenhang mit Networking im Datencenter ist etwas subtiler – und wichtiger.
Bislang ging es um den Aufbau besserer Netzwerke, künftig jedoch um besseres Netzwerken. „Netzwerk“ ist ein Substantiv. Es wird durch die Hardware, Software und Protokolle definiert. „Netzwerken“ hingegen ist ein Verb. Es wird durch die Personen, Prozesse und Tools definiert. Historisch gesehen mussten Datencenterarchitekten das Konnektivitätsproblem lösen. Bei der aktuellen Änderung geht es jedoch um den Betrieb. Der Betrieb ist nicht mehr der letzte Schritt, der erst nach dem Kauf zur Sprache kommt, sondern nunmehr ein Kernkriterium bei Designentscheidungen.
Von „Was muss getan werden?“ zu „Welche Entscheidungen müssen wir treffen?“
Juniper ist nicht der einzige Anbieter, der den Betrieb inzwischen als wichtigsten strategischen Punkt betrachtet. Jeder glaubwürdige Akteur in diesem Bereich muss eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen beim Netzwerkmanagement präsentieren können. Die meisten Unternehmen in unserer Branche beschränken sich dabei allerdings noch auf inkrementelle Verbesserungen beim Gerätemanagement. Die Tatsache, dass Administratoren Befehle in zu viele Geräte eintippen müssen, ist jedoch nur ein kleiner Teil des Problems, das es zu lösen gilt.
Wenn wir mit der nächsten Generation der Netzwerktechnologie nur den Ort ändern, von dem aus die Administratoren mit den Geräten interagieren, haben wir eine wichtige Chance verpasst. Beim Betrieb geht es nicht vorrangig darum, die anstehenden Aufgaben zu identifizieren und dann mit möglichst wenig Tippaufwand zu erledigen. Es geht auch nicht in erster Linie darum, Änderungen vorzunehmen. Zuerst einmal geht es darum, zu verstehen, welche Änderung den gewünschten Effekt erzielt. Der wichtigste Schritt ist also die Entscheidungsfindung. Solange die Systeme auf die zu erledigenden Aufgaben statt auf die zu treffenden Entscheidungen ausgelegt sind, wird es daher nur inkrementelle Verbesserungen geben.
Vom Befehl zum Ziel
Diese Denkweise führt naturgemäß dazu, dass wir unsere Ziele nicht mehr als Befehle an einzelne Geräte formulieren. Es ist nicht nur ineffizient, alles in extrem kontextabhängigen Befehlen auszudrücken, sondern letztendlich auch nicht zielführend. Netzwerkteams sollten genau wissen, was sie erreichen wollen. Die dazu erforderliche Befehlssyntax kann von diesem Ziel ablenken.
Die Vorzüge von Intent-based Networking von Apstra liegen auf der Hand: Administratoren können die gewünschten Ergebnisse formulieren, zum Beispiel Erreichbarkeit, Sicherheit, Quality of Experience oder Compliance. Die Übersetzung in die Befehlssyntax übernimmt das System. Anschließend kann die Software das Netzwerk automatisch entsprechend konfigurieren.
Die Verlagerung des Design- und Architekturschwerpunkts auf das Ergebnis erleichtert den Betrieb heterogener Umgebungen. Dadurch sind die Netzwerkteams nicht mehr so stark an die vorhandene Technologie gebunden und können bei der Implementierung und beim Betrieb einfachere, anbieterunabhängige Prozesse nutzen.
Von automatisierbar zu autonom
Auch Intent-based Networking ist nur ein Schritt auf dem Weg zu einem größeren Ziel. Der Übergang zu absichtenbasiertem Management ist wichtig – doch was passiert, wenn eine Änderung vorgenommen wird oder etwas nicht richtig funktioniert?
Ebenfalls wichtig ist, nicht nur über die Bereitstellung, sondern auch über den Betrieb zu sprechen, weil dieser weit über das Management von Konfigurationsänderungen hinausgeht. Funktioniert das System wie erwartet? Wie kann ein geschlossener Regelkreis für die Qualitätssicherung etabliert werden, um Probleme zu erkennen, zu analysieren und schließlich zu beheben?
Hier geht es nicht nur um eine API oder eine beliebige Automatisierungskomponente. Moderne Plattformen sollen nicht nur die Automatisierung einzelner Prozesse unterstützen, sondern ihren Beitrag zum Erreichen des Fernziels „autonomes Netzwerk“ leisten. Es reicht also nicht aus, wenn sie nur Kommandos in Aufrufe an Backend-APIs übersetzen. Sie muss Netzwerkzustände modellieren, das reale Netzwerk laufend auf diese Zustände überprüfen, reichhaltige Telemetriedaten erfassen und in der Lage sein, diese Informationen auszuwerten und die Administratoren zu benachrichtigen, wenn ein Problem auftritt.
Von der Konnektivität zur Benutzererfahrung
Bei unseren Integrationsbemühungen mit Apstra dreht sich die Diskussion zuerst immer um Intent-based Networking und Management, aber all die anderen Kernprinzipien der Datencentertransformation sind der eigentliche Grund dafür, warum wir diesen Abschluss so begrüßen. Apstra hat nicht einfach eine neue Standardpraxis entworfen, sondern einen ganz neuen Denkansatz für den ganzheitlichen Betrieb. Dabei wurde ein Funktionspaket ausgearbeitet, das in der Branche seinesgleichen sucht.
Ob Banken, Behörden oder Universitäten – Transformation ist für jeden Sektor relevant. Mit dem Ansatz von Apstra für den absichtsbasierten Betrieb von Netzwerk-Fabrics verlagern Unternehmen und Organisationen den Schwerpunkt des Netzwerkmanagements von der Konnektivität auf die Benutzererfahrung.
Schlusswort
Wer ein auf die Benutzererfahrung ausgerichtetes Datencenter-Portfolio bereitstellen will, muss den Betrieb überdenken. Das beginnt bei den Grundelementen – Underlay, Overlay und Telemetrie. Hardware und Software, sowohl On-Premises als auch in der Cloud, müssen berücksichtigt werden. Der Betrieb basiert auf Standardprotokollen, benötigt aber eine Plattform, die es den Mitarbeitern ermöglicht, nicht mehr nur an den Netzwerkbetrieb, sondern auch und vor allem an den Geschäftsbetrieb zu denken.
Darum geht es schlussendlich – dass wir uns auf das Geschäft konzentrieren, und nicht auf Baustellen in der Infrastruktur. Genau diesen Ansatz werden wir bei Apstra und Juniper gemeinsam verfolgen.
Mehr erfahren
Demnächst unser Webinar: Reimagine DC Operations – The Automated Data Center (Datencenter-Betrieb neu durchdacht – das automatisierte Datencenter): Wie geschlossene Regelkreise für die Automatisierung und Qualitätssicherung die Umstrukturierung des Datencenterbetriebs in heterogenen Netzwerkumgebungen erleichtern.